Die frühen Industriegemälde entstehen aus Begeisterung für Innovationskraft und Fortschritt – Attributen der Industriewelten im 19. Jahrhundert. Von Anfang begleiten einige Künstler die Industrialisierung gleichwohl auch mit kritischer Distanz.
Bei Unternehmen und Verbänden kommen vor allem spektakulär inszenierte Industriegemälde gut an. Schon bald erhalten die Kunstschaffenden Aufträge von Unternehmen und Verbänden. Sie bestellen Industriebilder zu Dekorations- und Repräsentationszwecken. Das sorgt in den 1920er- und 1930er-Jahren bei den Kunstschaffenden für ein gutes Auskommen.
STAATSAUFTRAG ODER VERFOLGUNG
In den 1940er-Jahren machen sich in ganz Europa nationale Bewegungen den ausdrucksstarken Realismus der Industrie- und Marinemalerei zu eigen.
In Deutschland können sich die Künstler dem politischen Druck kaum entziehen. Für sie bleibt häufig nur die Alternative, ihre Kunst in den Dienst der Politik zu stellen. Vor allem in Deutschland werden kritische Künstler verboten und verfolgt.
Künstler, die weiterhin Staatsaufträge annehmen, finden in der Nachkriegszeit nur schwer den Anschluss an die Kunstszene. Sie gelten als ideologisch belastet. Wer die Chance hat, wird als Lehrer oder als Gebrauchsgrafiker tätig.
ABLÖSUNG DURCH DIE FOTOGRAFIE
In den 1960er-Jahren wird das gemalte oder gezeichnete Industriebild in Gebrauchsgrafik und Werbung durch die Fotografie verdrängt. Auch dekorative Industriemotive sind kaum noch gefragt.
Nur wenige Künstler können mit Industriegemälden ihren Lebensunterhalt bestreiten.
NEUE WERTSCHÄTZUNG
In den 1990er-Jahren erlebt das Industriegemälde bei einer kleinen Gruppe privater Sammler sowie als Teil der Industriekultur bei Landes- und Industriemuseen neue Wertschätzung. Einige Kunsthochschulen bieten in Kooperation mit Industrieunternehmen nach langer Pause erstmals wieder Industrie-Seminare für junge Kunstschaffende an.
Themen der Industriemalerei sind jetzt der Wandel in der Arbeitswelt, Umwelt- und Klimaschutz, Strukturwandel und postindustrielle Urbanität.