Gerhard Neuerburg (1872 – 1946)
Stahlwerk Höntrop
Öl auf Leinwand – 1925 – 680 x 530 mm
Der Weg vom begabten Schüler zu einem ausgesprochen erfolgreichen Kunstmaler begann bei Gerhard Neuerburg mit einer Ausbildung zum Kirchenmaler. Gefördert durch seinen Lehrmeister Heinrich Steffgen konnte der am 22. Februar 1872 in Trier geborene Sohn eines Schneiders schon bald nach der Ausbildung erste Restaurationsaufträge in Eigenverantwortung ausführen.
1898 machte sich Gerhard Neuerburg als Kirchenmaler in Köln selbständig.
1909 ermöglichte ihm der Ehemann seiner Schwester Angelika, Friedrich Schuerenberg, ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. Als Meisterschüler von Eduard von Gebhardt durfte Neuerburg in der Akademie ein eigenes Atelier beziehen.
Die Ausbildung an der Akademie wurde 1914 durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendet und zur Marine eingezogen.
Die Marine erkannte das Talent von Gerhard Neuerburg. Sie ermöglichte ihm die Fortsetzung der künstlerischen Tätigkeit als Porträt- und Marinemaler. In Neuerburgs neuem Atelier in Wilhelmshaven entstanden in der Folge zahlreiche Porträts, unter anderem für die Familie des Kaisers.
Nach dem Krieg kehrte Gerhard Neuerburg nach Düsseldorf zurück. In der folgenden Zeit ergänzten zunehmend auch Landschaftsdarstellungen von Rhein, Ahr und Mosel das künstlerische Werk.
Vermutlich durch die Vermittlung seines Schwagers Friedrich Schuerenberg, der als Anteilseigner von Zechen und Stahlwerken über ein weit verzweigtes Netzwerk im Ruhrgebiet verfügte, konnte Gerhard Neuerburg Mitte der 1920er-Jahre Kontakte zur August-Thyssen-Hütte, zu den Vereinigten Stahlwerken und zum Bochumer Verein aufbauen.
Aus diesem Kontext heraus entstand eine Reihe von Industriegemälden.
Das hier aus Anlass des 150. Geburtstages von Gerhard Neuerburg präsentierte Gemälde zeigt das Siemens-Martin-Stahlwerk des Bochumer Vereins in Wattenscheid-Höntrop. Als das Bild 1925 gemalt wurde, war dieses Stahlwerk eines der modernsten Stahlwerke weltweit.
Anders als die Landschaftsgemälde sind die Industriegemälde von Gerhard Neuerburg komponiert. Im Nachlass des Künstlers, der von seinem Enkel Hans Neuerburg gepflegt wird, sind eine Reihe konzeptioneller Skizzen zu den Industriegemälden bis heute erhalten.
Die von Gerhard Neuerburg geschaffenen Industriegemälde beeindrucken bis heute durch die authentische Darstellung des Industriealltags der 1920er-Jahre. Die Einzigartigkeit des dargestellten Moments, die Perspektive und die Wahl der Farben schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, deren Faszination auch ein Jahrhundert später den Betrachter trotz der Härte der dargestellten Arbeit fasziniert.
Gerhard Neuerburg starb am 10. Oktober 1946 in Düsseldorf.
Weiterführende Informationen zum Künstler:
https://www.gerhardneuerburg.eu/
Veröffentlichung mit Zustimmung der Familie des Künstlers.